Fontange

Eine Haubenform samt zugehöriger Frisur, die um 1684-1720 in Mode war. Sie wurde fast ausschließlich zum Manteau getragen, aber nicht zur Hofkleidung.

Der Legende nach benannt nach einer Mätresse Ludwigs XIV, die der König zur Marquise de Fontanges erhob. Es gibt verschiedene Legenden darüber, wie diese Angélique de Fontanges die Haube "erfand". Die am häufigsten kolportierte besagt, ihr habe sich auf der Jagd mit dem König die Frisur gelöst und sie habe dann mit einem Band einfach die Haare hochgebunden. Der König soll davon begeistert gewesen sein, und wie immer, wenn etwas dem Herrscher gefiel, beeilten sich die Höflinge, es nachzuahmen.*

Wie auch immer es zuging: In den frühen 1680ern taucht erstmals eine Haube auf, an deren vorderem Rand mehrere Bandschleifen in die Höhe stehen. In der Frühphase findet man noch oft einen über die Schultern lang herabhängenden Schleier quer darübergebreitet. Dann wird der Spitzenrand über der Stirn mit Hilfe von Draht nach oben gestützt, und zwar im Verlauf der 1690er immer höher. In der Hochphase ist die Fontange eine kleine Kappe auf dem Hinterkopf, dan deren vorderem Rand Bandschleifen hochragen, und davor wiederum ein Drahtgestell von schätzungsweise bis zu 25 cm Höhe, das gefältelte Spitze aufspannt. Die schmaleren Enden dieser Spitze hängen über die Schultern herab. Die Frisur wurde davor hoch aufgetürmt.

Die Höhe der Fontangen wird mitunter übertrieben, vielleicht auch wegen eines Berichts von Liselotte von der Pfalz (1711), in dem es heißt:

"Von hier ist nichts zu sagen, als daß die gute Frau von Ilten das Gesicht, Hals und Hände verbrannt hat; die Fontange ist angangen, darüber sie sich erschreckt hat, ist gefallen, hat die Resolution nicht gehabt, es abzuwefen, wie ich pflege zu tun...

Der unbedarfte Leser stellt sich vielleicht vor, daß die Fontange so hoch war, daß sie bis an den Kronleuchter reichte und sich dort entzündete, vergißt aber, daß auf Tischen Kerzenleuchter standen. Man muß vielleicht einmal einen hohen Aufputz getragen haben, um zu merken, wie leicht man sich unbedacht über einen Tisch beugt, auf dem eine Kerze steht.

Um 1700 neigt sich der Spitzenaufbau nach vorn (die Fontange dieser Zeit um 1700 erinnert mich immer an eine neugierige Katze) und wird schmaler. Ludwig XIV war der Frisur zu dieser Zeit längst überdrüssig, aber die letzten Reste verschwanden nach einer Übergangszeit um 1715-20 erst nach seinem Tod, im Verlauf der 1720er.

Bei der Übergangsform ist zunächst der vormals hoch aufragende Spitzenaufbau auf wenige Zentimeter Höhe reduziert und besteht eher aus Batist denn aus Spitze, dann kippt er nach vorn, so daß unter dem vorderen Haubenrand eine Gruppe von Wellen hervorragt.

Fontange mit Schleier, späte 1680er

Fontange um 1710-20

Fontange um 1722

 

*) Liselotte von der Pfalz schreibt 1677: "So gehts hir bey dießem hoffe zu, wen die courtissans sich einbilden, daß einer in faveur ist, so mag einer auch thun was man will, so kann man doch versichert sein, daß man apropirt werden wirdt..."