Die Herstellung einer Riegelhaube
des 19. Jahrhunderts


Teil 4

 

Weiterverarbeitung

Sind alle Oberstoffteile auf die Pappträger genäht, solltest Du die Knicke wieder einlegen. Die am Haubenboden nähst Du gleich fest, indem Du mehrmals mit starkem Leinenfaden an der Unterkante entlangnähst. Dann werden, wiederum mit starkem Leinengarn, Haubenrand und -boden zusammengenäht, und zwar mit Rückstich ca. 3-4 mm einwärts der Kanten, durch die Pappe hindurch. Dazu steckt man die Teile abschnittsweise mit Stecknadeln zusammen, die quer zur Kante durchgestochen werden (Bild links). Dies ist der zweit-anstrengendste Teile der Prozedur. Achte darauf, den Faden fest anzuziehen und an den Enden der Pappe gut zu vernähen. 1-2 cm von jedem Ende der Naht legst Du je ein Ende des Seidenbändchens zwischen die beiden Lagen, so daß die langen Enden nach außen schauen (d.h. nach dem Wenden der Haube nach innen), und nähst es mit an.

Nun hast Du die Hauben-Grundform, aber sie ist falsch herum (Bild rechts). Die Haube zu wenden, ist der anstrengendste Teil: Die Pappe dazu zu bewegen, sich umzustülpen, erfordert einigen Kraftaufwand. Man darf aber nicht zu viel Kraft auf einmal anwenden, um die Pappe nicht zu sehr zu knicken und die empfindliche Stickerei (vor allem die pappunterlegten Kantillen) nicht zu sehr zu beschädigen. Zuerst muß man den Haubenrand und -boden entlang der Naht eine Weile sanft durchkneten, damit die Pappe sich biegen läßt (vorsichtiges anfeuchten kann dabei helfen), ohne daß sie bricht. Das kann durchaus bis zu einer Stunde dauern. Ist alles gut durchgeknetet, muß man beherzt mit einer Hand auf die Naht zwischen Rand und Boden drücken - zuerst an einem Ende, wo es noch leicht geht, dann allmählich an der Naht entlang - und dabei den Rand mit der anderen Hand herumziehen. Irgendwo in der Mitte der Naht wird die Biegung im Haubenrand erschreckend spitz, man befürchtet bleibende Knicke - aber da muß man durch und immer dranbleiben, bis irgendwann - eureka! - das Ganze nachgibt und sich umstülpt. Dann muß man von innen auf die Naht drücken, evtl. auch etwas draufhämmern, damit sie sich möglichst flach legt.

Ist die Haube gewendet, wird die Schleife fertiggemacht. Die zwei Falten werden wieder eingelegt. Es ist ratsam, sie in der Mitte der Schleife mit ein paar Stichen aneinander festzunähen. Die Stiche werden dann vom Riegel abgedeckt. Dieser wird nun aufgelegt und möglichst unsichtbar am oberen und unteren Ende angenäht.

Nähe die Schleife an die Haube, und zwar mittels kräftigen Leinengarns genau in der Mitte, so daß die Oberkante der Schleife ca. 2cm oberhalb der Unterkante des Haubenbodens sitzt. Auf der Außenseite sollten sich die Befestigungsfäden unter dem oberen Ende des Riegels verstecken. Der nächste Befestigungspunkt ist dort, wo die Oberkante der Schleife auf die Außenkante des Haubenrandes trifft. Von der Befestigung in der Mitte bis zum Haubenrand darf die Oberkante der Schleife ein klein wenig abfallen, von dort bis zum nächsten Befestigungspunkt noch etwas mehr. Die Spitzen der Schleife werden dann sanft um den Haubenrand herumgebogen und ungefähr 2-3 cm entfernt vom mittleren Knick an der inneren Schleifenunterkante festgenäht. (Detailbild unten: Zum Vergrößern bitte anklicken.)

Nun geht es an die Spitzenborte. Damit die Spitze sich schön von der Haube abspreizt, reicht einfaches Stärken nicht. Die Spitze wird daher auf Haubendraht aufgespannt. Bei Originalen des 19. Jh. ist die Spitze nur 1-1,5 cm breit und auf Draht aufgenäht. Der Draht ist zinnenartig gebogen, also immer im 90°-Winkel hoch-rüber-runter-rüber-hoch,wie die Zinnen einer Burg. Entlang der Querzüge ist auf einer Seite ein glatter Draht angenäht, vielleicht um die Zinnen aufzuspreizen, vielleicht um die Außenkante der Spitze daran annähen zu können. Nähe die Spitze an den Draht: Außenkante überwendlich entlang des glatten Drahts, Innenkante irgendwo nahe der Innernkante der Zinnen. Nähe dann den Draht am Haubenfutter fest: Einmal nahe des Haubenrandes und einmal am unteren (inneren) Ende der Zinnen. Die Spitze sollte 10-13 mm über den Haubenrand hinausragen. Wie die Enden gelegt werden, ist im Detailbild oben zu sehen, alles andere im Bild unten.

 

 

Nun muß nur noch das innere Seidenbändchen zur Schleife gebunden werden, und die Haube ist fertig.