Einen Kimono anzuziehen und vor allem, den Obi zu binden, lernen Japanerinnen heute oft in Kursen oder aus Büchern, weil selbst Muttern das nicht mehr so recht kann. Ohne fremde Hilfe ist es fast unmöglich - nur, wer fast täglich Kimono trägt, kann es allein. Ich kann daher nur einen kleinen Überblick geben, über genau eine Wickelmethode: Die "Trommel", taiko.
Der Taiko-Stil wird vor allem, aber nicht nur von verheirateten Frauen getragen. Da es kaum eine Gelegenheit gibt, wo dieser Stil völlig fehl am Platze wäre, ist es wohl der einzige, den eine Japanerin lernt, wenn sie nicht gerade eine Geisha-Ausbildung macht. Folgende Gegenstände braucht man neben dem Kimono selbst dafür:
Zuerst ziehst du dir die Tabi und das Untergewand an. Falte die linke Seite über die rechte (anders herum macht man es nur für Beerdigungen). Wenn das Untergewand straff sitzt, binde es mit einem Band oder einer dünnen Schärpe. Dann kannst du den Kimono anziehen und vergiß nicht, die Ärmel des Untergewandes innerhalb der Kimonoärmel glattzustreichen.
Dir wird aufgefallen sein, dass der Kimono länger ist als du. Das ist schon in Ordnung so; jetzt öffne ihn weit und zieh ihn hoch, bis der Saum nur noch bis zu deinen Knöcheln herab reicht, dann schließe den Kimono, die linke Seite über die rechte legend. Das Ende des Kragens sollte bis zu deiner Hüfte herabreichen, der Rand der linken Seite sollte darunter grade hinabgehen. Der Saum der rechten Hälfte sollte unter jenem der linken Seite nicht zu sehen sein. Nun kannst du eine weitere Schärpe oder ein Band benützen, um den Kimono zu binden. Die überschüssige Länge wölbt sich über das Band und wird zu einer sauberen Falte nach unten gestrichen. Richte den Kragen so, daß ein wenig von dem Untergewand zu sehen ist.
Den Obi anzuziehen, das ist der schwierigere Teil des Ganzen: Zuerst legst du dir das schmale Ende des Obi von hinten über die rechte Schulter, so daß das Ende bis unter deine Brust reicht. Die Seite des Obi, wo er aus zwei Schichten besteht, sollte nach rechts schauen. Mit der linken Hand greifst du jetzt hinter dich und ziehst das andere Ende nach vorne, so daß es horizontal über dem schmalen Ende zu liegen kommt. Halte es dort fest. Nun hast du deine rechte Hand frei, das lange Ende weiter herumzuführen, über den Rücken und dann nach links. Nimm das lange Ende in deine linke Hand, zieh das kurze Ende mit der rechten Hand heraus und ziehe den Obi mit beiden Händen straff. Achte darauf, dass die Überlänge des Kimono als saubere Falte genau unter dem Obi zu sehen ist.
Als nächstes läßt du das kurze Ende hinter dich fallen, so daß es an der rechen Seite hängt, und führst das lange Ende nochmals nach hinten auf deinen Rücken. Dieses Mal legst du das Stück Karton unter den Obi, damit er glatt auf deinem Bauch sitzt. Nun überprüfe, ob das Dreieck, das vom Übergang des schmalen zum breiten Teil des Obi gebildet wird, sich genau in der Mitte deines Rückens befindet. Es ist dort? Fein, dann weiter ... Falte es so, daß das breite Ende nach oben schaut und fixiere es genau über dem Obi mit Hilfe des Odaiko. Greife nach unten mit beiden Händen, nimm je eine Ecke des breiten Endes und ziehe sie vertikal nach oben, bis die Falte den Odaiko berührt (es ist nicht so schwierig wie es klingt ...). Richte es so, daß das obere Ende etwa einen Handbreit unter der so geschaffenen "Trommel" herausschaut. Halte es mit deiner linken Hand und nimm das schmale Ende, das du nach hinten hast fallen lassen, und stecke es durch die "Trommel". Nun fixiere es mit der Obi-jime in der Mitte des Obi und verstecke das Odaiko unter einer dekorativen Schärpe. Die losen Enden der Schärpe werden in den Obi gestopft.
Geschafft! Nun kannst du die Zôri anziehen und du bist fertig zum Ausgehen. Wenn du gehst, versuch die Knie zusammenzuhalten. Zusammen mit den schlappenartigen Zôro ergibt sich ein schlurfender Gand, der als elegant gilt. Die elgante Haltung beim Stillstehen ist mit den Knien aneinander, die Füße nahe beisammen und die Zehen etwas einwärts gekehrt.