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Gold- und Silberstickerei



Metallgarnstickerei unterscheidet sich von normaler Stickerei dadurch, daß sehr wertvolles Material verarbeitet wird (nämlich versilbert oder vergoldet), so daß man es nicht dadurch verschwenden will, daß die Hälfte davon unter dem Stoff liegt. Deshalb gibt es zum einen den Stickfaden (meistens Seide), und zum anderen die goldenen/silbernen Teile, die mit dem Stickfaden auf dem Stoff befestigt werden.

Da Metallgarnstickerei sehr aufwendig ist - man kann sie nur von Hand machen -, sollten alle Materialien nach Möglichkeit echt vergoldet oder versilbert sein.1 Die kosten zwar ein wenig mehr, aber das fällt bei der benötigten Menge kaum ins Gewicht, ist authentisch, sieht einfach besser aus, verfärbt sich nicht so schnell (naja, außer bei Silber, aber das beweist eigentlich nur die Echtheit), Du kannst sicher sein, etwas hochwertiges zu bekommen – vor allem aber wäre es pervers, sich so viel Arbeit mit der Stickerei zu machen, aber beim Material 20 Euro einzusparen. Plastikpailletten und Lurex fallen damit automatisch raus.

Material

Kantillen, auch Bouillon genannt, bestehen aus einem dünnen Draht, der eng um eine runde Stange gewickelt und dann abgezogen wird, d.h. es sind Spiralen um eine hohle Mitte. Durch diesen Hohlraum wird die Nadel mit dem Garn geführt, um sie zu befestigen. Kantillen werden fast immer über eine Pappunterlage gelegt. Es gibt sie in Durchmessern um 0,5-2 mm, wobei die dünnsten Sticknadeln mit fast unmöglich kleinen Öhren erfordern, währdend die dicksten eigentlich nur für Blumengestecke Verwendung finden. Letztere findet man z.T. im Bastelbedarf, natürlich unedel. Kantillen zum Sticken sollten also um 1 mm dick sein. Man sollte sie vorsichtig handhaben, denn wenn man die Spirale auseinanderzieht oder knickt, wird sie an dieser Stelle unbrauchbar.

Pailletten: Jeder kennt diese metallicbeschichteten Plastikscheibchen mit dem Loch in der Mitte, aber die haben hier nichts zu suchen. Echte Pailletten bestehen aus plattgewalzten Drahtringen. Man erkennt sie an einem winzigen Schlitz - dort, wo die Ringenden waren. Es gibt sie in verschiedenen Größen; man sollte zwei davon haben. Sinnvoll sind z.B. 2-2,5 mm für Stiele und 3-4 mm für andere Musterteile. Bei kleineren Stickt man sich halbtot, größere wirken leicht billig.

Folien sind Teile, die aus Folie (viel dicker als Alufolie) ausgestanzt und z.T. in Form geprägt wurden. Besonders häufig wurden solche verwendet, die wie kleine Hütchen aussehen, aber es gibt sie auch z.B. in Blattform. Historisch wurden auch flache Formen wie z.B. Herzen aus Folie ausgeschnitten, vermutlich von der Stickerin selbst.

Vorlegfaden ist ein meist relativ dicker (etwa wie Knopflochseide) Seidenfaden, der mit einem dünnen, plattgewalzten Metalldraht umsponnen ist. Dünnere Versionen davon sind z.B. als Japangold im Handel. Vorlegfaden heißt er, weil er nur oben auf den zu bestickenden Stoff gelegt wird, nicht aber durch den Stoff gezogen: Dadurch würde sich der Metalldraht abschälen.

Rocaille-Perlen gibt es häufig im Bastelbedarf, aber für Metallstickerei sollte man versilberte bzw. vergoldete verwenden, die es nur im Spezialhandel gibt.

Lahn (=Plasch, Plätt) ist ein plattgewalzter Metalldraht. Er ist recht starr und die Kanten könnten sich leicht durch das Stickgarn arbeiten. Breiten über 1 mm sind nur für relativ große Musterteile geeignet; bei Breiten unter 0,5 mm stickt man sich einen Wolf.

Man muß nicht alle diese Dinge haben: Das sind nur die Möglichkeiten, aus denen Du wählen kannst, um Dein gewünschtes Muster zusammenzustellen.

Zum befestigen der Stickerei braucht es Seidennähgarn (auch hier gilt wieder: Poly wäre pervers) in einem Farbton, der Gold bzw. Silber möglichst nahe kommt. Zum versticken von Kantille sind sehr, sehr dünne Nadeln mit winzigen Öhren nötig. Selbst die üblichen Perlennadeln sind für einige Kantillen zu dick: Ich besitze genau eine winzige Nadel, die durch meine kleinere Kantille paßt. (Ich wüßte nur zu gern, wo man Ersatz bekommt.) Das Einfädeln ist ein Graus. Dabei fällt mir ein, daß selbst für normalsichtige Leute eine Lupenbrille oder -lampe durchaus hilfreich sein kann.

Kantille und z.T. Lahn werden über eine Papp- oder Filzunterlage gestickt; dafür ist Pappe (oder eben Filz) von bis zu 1 mm Dicke geeignet. Um den Unterlegkarton und die Kantillen selbst zuzuschneiden, eignet sich am besten ein Skalpell im Verein mit einem guten (d.h. millimetergenauen) Lineal und einer Schneidunterlage.

Zum besticken müssen die Teile in Rahmen gespannt werden, die möglichst beide Hände freilassen. Im allgemeinen Stickbedarf gibt es Rahmen von bis zu 30 cm Durchmesser, die an den Tisch geschraubt werden können. Wenn das zu bestickende Teil da nicht ganz hineinpaßt, muß zwischendrin umgespannt werden, wobei ein Teil der fertigen Stickerei mit eingespannt würde, was die Stickerei beschädigen kann, v.a. wenn es Kantillen sind. Im Quiltbedarf gibt es ebensolche Rahmen von bis zu 45 cm (?) Durchmesser, die aber teurer sind (ca. 40-50 Euro), und ich bin nicht sicher, ob man die an den Tisch klemmen kann. Für etwa den gleichen Preis gibt es auch rechteckige Rahmen variabler Größe, die man zwischen einer Tischkante und den Knien balancieren muß, was auch kein Spaß ist. Das Ideal ist ein Rechteckrahmen mit Ständer, aber da werden für halbwegs anständige Qualität locker mal 150 Euro fällig - in dieser Preisregion verfängt das Argument "fällt gegenüber der Arbeitszeit nicht ins Gewicht" nicht mehr so recht, es sei denn, man hat mehr vor. Wenn man beim Wieder-Einspannen bereits bestickter Teile sehr vorsichtig ist und darauf achtet, keine Kantillenstickerei zu knicken, reicht ein großer Rundrahmen.

Spanne nun das erste Schnitteil in den Stickrahmen: Leg den inneren Rahmenring auf den Boden, Schnitteil und Trägerstoff glatt darüber (falls das Schnitteil nicht auf einmal in den Ring paßt, zuerst das eine Ende, nicht mittig! und mit 1-2 cm Abstand zum Ring), und drück den äußeren Ring darauf. Zieh an den unter dem Stickrahmen überhängenden Enden des Trägerstoffs, bis der Stoff im Rahmen schön glatt und rechtwinklig gespannt ist. Diagonaler Zug wäre von Übel. Falls der außere Rahmenring eine Schraube hat, mit der man ihn enger ziehen kann, dann zieh sie fest und achte dabei immer darauf, daß der Stoff gut gespannt ist.

Methode

Kantillen (Bouillon)

Typischerweise für flächige Musterelemente wie Blätter und Blütenblätter verwendet. Schneide aus einer Kopie der Musterzeichnung die Formen aus, die Du mit Kantille sticken willst, lege sie auf die Pappe, fahre sie nach und schneide sie dann aus Pappe aus. Schneide die Pappe etwas kleiner (ca. 1 mm auf allen Seiten) als das entsprechende Musterteil. Nun ist ja die Vorzeichnung, wenn Du sie per Bügelstift auf due Unterfütterung übertragen hast, auf der Unterseite, aber die Oberseite muß bestickt werden. Bei pappunterlegter Kantille ist es einfach: Meistens sind das längliche Blätter mit zwei Spitzen. Stich an jeder Spitze der Vorzeichnung eine Nadel von unten durch, dreh das Ganze um und klebe das Pappteil von oben so zwischen die beiden Nadeln, daß die Spitzen des Pappteils auf die Nadeln treffen. Paß nur auf, daß Du kein S-förmig geschnittenes Blatt dahin klebst, wo ein Z-förmiges hingehört. Kleine Abweichungen sind nur dann problematisch, wenn ein Kranz von Blütenblättern einen gemeinsamen Mittelpunkt haben muß, aber dann macht man halt in Gottes Namen zuerst den Mittelpunkt (z.B. in Form einer Folie) und gruppiert dann die ausgeschnittenen Blütenblätter von oben her frei darum herum, ohne sich um die Vorzeichnung zu bekümmern.

Und so geht's...

Ausmessen der Kantillenlänge. Hier sind 5 mm mindestens nötig, eher noch 5,5. Sechs mm dürften zu viel sein.

Kantille mit dem Skalpell abschneiden

Kantille auf die Nadel fädeln...

... und vorsichtig bis zum Ende das Fadens schieben. Eine Kantille verhakt sich gern mal im Faden und wenn man dann trotzdem weiterschiebt, zieht sich die ganze Spirale auf und wird unbrauchbar.

 

Ist die Pappe grau, solltest Du die Unterlegpappen vor dem Aufkleben gelblich einfärben, wenn Du sie mit Gold übersticken willst. Markiere auf der Pappe mit Bleistift schräge Striche, die die Richtung vorgeben, in der die Kantillen darübergelegt werden. Die Richtung der Striche sollte so gewählt werden, daß die Kantille möglichst nie entlang der Pappkante liegt, sondern quer dazu. Wenn nämlich die Kantille entlang der Pappkante verläuft (siehe Pfeile im oberen Bild der Skizze links), besteht die Gefahr, daß sie herunterkippt und die darunterliegende Pappe freilegt. Liegen die Kantillen genau andersherum, ergeben sich an den spitzen des abgebildeten Blattes sehr kurze Anfangs- und Endstücke, wie sie im nächsten Absatz beschrieben sind. Warum die Kantillen überhaupt schräg liegen und nicht im rechten Winkel zur Blattachse? Keine Ahnung, aber es wurde so gemacht. Nur, wenn ein symmetrisches Blatt in der Symmetrieachse des Musters liegt, liegen die Kantillen auch mal quer.

Den ersten Stich an einem der Enden der Form macht man ein wenig außerhalb der Pappe, um das oben erwähnte herunterkippen von der Kante zu verhindern. Stich also ein wenig diagonal außerhalb der Pappe hoch, schneide so viel Kantille ab, wie die Pappe am Ende breit ist, fädle sie auf die Nadel auf und stich auf der anderen Seite der Pappe (aber, wie gesagt, noch außerhalb davon) wieder herunter, parallel zu den zuvor aufgemalten Strichen. Diese erste Kantille liegt vor dem Ende der Pappe. Die nächste liegt schon auf der Pappe. Auch hier sticht man ein wenig (ca. 0,5 mm) außerhalb der Pappe hoch. Die Kantille, die man dann abschneidet, muß je nach Dicke der Pappe, 1-1,5 mm länger sein als das Pappstück, das sie überspannen soll. Fädle sie auf und stich wiederum ca. 0,5 mm außerhalb der Pappe nach unten.

Bei den ersten Versuchen mit Kantille rate ich dazu, nicht an einem Ender der Form anzufangen, sondern mittendrin. Das ist fürs erste einfacher, und bis man am kniffligeren Ende angelangt ist, hat man schon etwas Übung und ein Gefühl für die nötigen Kantillenlängen.

 

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Stiel aus Stielstich mit aufgezogenen Kantillen

Warum soll die Kantille länger sein als die Pappe breit ist? Wäre die Kantille nur so lang wie die Pappbreite, dann würde man von der Seite her den Querschnitt der Pappe sehen und darüber eine "Röhre", die obenauf liegt (Skizze links, untere Abb.) Die Kantille sollte lang genug sein, um sich jenseits der Pappkante nach unten biegen und so die Pappe verbergen zu können (Skizze links, obere Abb.) Nach meiner Erfahrung biegt sich die Kantille trotz Überlänge nicht freiwillig in der gewünschten Weise um die Ecke des Kartons herum, sondern versucht, sich in einem gleichmäßigen Bogen aufzustellen, wofür sie dann aber wieder zu kurz ist. Man muß sie also, wenn man einige oder alle Stiche gemacht hat, sanft um die Ecke streichen. Alternativ kann man die Kantille auch noch etwas länger machen - so lang, daß sie sich in einem glatten Bogen über der Pappe wölben kann (Skizze links, mittlere Abb.) Das sieht auch sehr gut aus; daß dabei zwischen Kantille und Pappe etwas Luft bleibt, macht nichts. Wenn die Pappe dünn genug ist, kann man auch zwei Pappteile aufeinanderlegen, eines kleiner als das andere, um den Bogen zu unterstützen.

Eine andere Möglichkeit ist, Filz als unterlage zu benutzen. Dessen Kanten kann man ein wenig anschrägen, so daß die Unterlage selbst schon eine gewölbte Form hat. Aber selbst, wenn man das nicht tut, ist die Kante wenigstens nicht so.... kantig.

Um die richtige Länge für die beiden Varianten für die jeweilige Pappdicke herauszufinden, ist ein Probeteil von großem Nutzen. Man muß auf jeden Fall sehr genau schneiden, denn wenn die Kantillen mal zu kurz und mal zu lang sind, sieht das gar nicht gut aus.

Weiter geht es, indem man auf derjenigen Seite der Pappe, wo man zuletzt hinuntergestochen hat, wieder heraufsticht, ein weiteres Kantillenstück auffädelt etc. Am Ende legt man,wie am Anfang, ein kurzes Kantillenstück außerhalb der Pappe.

Kantillen können auch für Stiele verwendet werden (Bild rechts) . Die Technik ähnelt dem normalen Stielstich, nur daß jeweils ca. 3 mm lange Kantillenstücke auf den Seidenfaden aufgezogen werden.

 

 

Lahn (Plasch)

 

Auch Lahn wird für flächige Elemente benutzt. Lahnstickerei kann über eine Pappunterlage wie bei Kantillen geführt werden, über eine Unterlage aus dickem Leinengarn, oder flach aufliegend. Letzteres ist am einfachsten. Schneide ein reichliches Stück Lahn ab - so viel, wie Du voraussichtlich für das Musterteil brauchst - und knicke 1-2 mm nach hinten. Stich am unteren linken Eck des Musterteils nach oben, führe den Faden durch das nach hinten geknickte Stück, und stich am unteren linken Eck wieder nach unten. Stich am unteren rechten Eck wieder nach oben, lege den Lahn nach rechts, führe den Seidenfaden über den Lahn und stich nach unten. Stich links nach oben, lege den Lahn nach links... und so geht es im Zickzack weiter bis zum Ende des Musterteils. Soll der Lahn glatt aufliegen, streiche die Wendepunkte platt.(Bild links)

Je schmaler der Lahn ist, desto genauer kann man einen Umriß ausfüllen, ohne daß sich Treppen wie im Bild links bilden. Deshalb sind bei solch kleinen Musterteilen Breiten über 1mm nicht leicht zu handhaben. Bei Breiten unter 0,5 mm hingegen stickt man sich halbtot. Die Widerspenstigkeit echten Lahns, der aus einem plattgewalzten Draht besteht, ist nicht zu unterschätzen.

 

Stiel aus Vorlegfaden über Pailletten. Größere Pailletten, mit Kantille befestigt, bilden eine Ähre. Eine Kasntille hat sich beim Umspannen aufgelöst und den Seidenfaden freigelegt.

Pailletten

werden vor allem für Stiele, Knospen und Ähren verwendet. Dafür gibt es verschiedene Techniken. Die verschwenderischste funktioniert in etwa wie ein Rückstich: Hochstechen, Paillette auffädeln, rückwärts runterstechen. Durch die Mitte der Paillette hochstechen, Paillette auffädeln, am vorderen Rand der Paillette runterstechen, durch die Mitte hochstechen etc. Das Ergebnis ist eine Reihe von Pailletten, die einander schuppenartig zur Hälfte überlappen.
Die zweite Methode kombiniert Kantille und Paillette: Hochstechen, Kantille in der Länge des Paillettenradius auffädeln, durch das Loch der ersten Paillette runterstechen. Einen Paillettendurchmesser weiter hochstechen, Paillette auffädeln. Kantille so lang wie der Paillettendurchmesser abschneiden, auffädeln, durchs Loch der vorigen Paillette runterstechen. Das Ganze ist also im Grunde ein Rückstich mit aufgezogener Kantille.

Die dritte Methode (Bild rechts) ist am sparsamsten und schnellsten und durchaus reichlich an Originalen belegt. Zuerst wird ein Vorlegefaden auf der Stoffrückseite befestigt. Zu diesem Behufe sticht man mit einer dicken Nadel ein Loch, durch das man den Anfang des Vorlegfadens auf die Rückseite ziehen kann, ohne die goldene Umwicklung abzuschälen. Mit dem Seidenfaden überstickt man den Anfang auf der Rückseite ein paarmal, um ihn festzuhalten. Stich dann einen Paillettenradius davon entfernt hoch, fädle eine Paillette auf, lege den Vorlegfaden über das Paillettenloch hinweg und führe den Stickfaden um den Vorlegfaden herum zurück ins Paillettenloch. Stich einen Paillettendurchmesser weiter wieder hoch und so weiter. Die Pailletten können einander überlappen - und zwar so weit, wie man es möchte - oder nebeneinander liegen, ohne zu überlappen, so daß man mit dieser Technik besonders schnell vom Fleck kommt.

Hat man neben den kleinen (unter 3 mm) Pailletten auch größere, kann man sie für Ähren und Blüten-Mittelpunkte verwenden, wie im Bild rechts zu sehen.

Folien

werden vor allem für Blüten-Mittelpunkte verwendet. Um die hutförmigen Folien befestigen zu können, muß man zunächst durch die "Krempe" sechs Löcher stechen. Hierzu eignet sich eine sehr dicke Nähnadel, auf die man ein paarmal mit einem leichten Hammer schlägt. Man kann nun außerhalb der Krempe neben einem Loch hochstechen, ein kurzes Stück Kantille auffädeln, den Faden schräg an der Krempe entlang führen und durch das nächste Loch in der Krempe wieder herunterstechen, neben dem gleichen Loch außerhalb der Krempe hochstechen und das immer so fort, bis man einmal rum ist. Das ergibt einen flachen, straubenartigen Kranz um die Folie herum. Oder man sticht durch das Loch in der Krempe hoch, fädelt ca. 6 mm Kantille auf und sticht durch dasselbe Loch wieder zurück. Das ergibt hübsche, hochstehende Schlaufen (Bild links). Und schließlich kann man zwei bis vier Löcher stechen, durch eins hochstechen, Kantille auffädeln, im nächsten Loch herunterstechen usf, so daß die Kantille einen Ring um den Hutgupf ergibt. Dabei muß man besonders gut schätzen können, wie lang die Kantille um die Biegung herum sein muß.

 

Hat man eine recht steife Metallfolie zur Hand, kann man diese in diverse Formen schneiden und mit oder ohne Kantille aufnähen. Meine Haube von 1750 wurde, obwohl sie als Brokat schon dekoriert genug ist, u.a. mit herzförmigen rosa und blütenförmigen silbernen Folien bestickt. Pailletten und Folien gab es im 18. Jh. auch in blassen rötlichen grünlichen oder bläulichen Farbtönen, aber ich habe keine Ahnung, wie die Farben zustande kamen. Das Trägermaterial ist definitiv Metall, also hat man vermutlich hat man auf silberne Folien eine Lasur aufgetragen. Vielleicht nahm man auch Zinnfolie, weil unter der Lasur nicht mehr auffiel, ob es Silber oder Zinn war.

 

 

 

 

 

1) Diese Materialien findet man, indem man "klosterarbeiten" googelt, bei www.zwsw.de, oder man wendet sich an Maurer in Wien, der recht günstig ist, aber, wie ich hörte, nicht sonderlich kundenorientiert.
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