Führung: Männermode des 18. Jh.


Kapitel 1

 

Prince Ligne von Schenck, 1690er

Wir beginnen ein bißchen früher, da die grundlegende Form der Männerkleidung schon um 1680 festgelegt wurde.

In diesen frühen Jahren hat das Justaucorps schmale Schultern und enggeschnittene Ärmel und liegt überhaupt eng am Körper an. Daher kommt auch der Name: "juste au corps" bedeutet "eng am Körper". Die Vorderkante ist gerade vom Hals bis zum Saum, die Ärmelaufschläge sind sehr weit und reichen bis zur Armbeuge. Dafür ist der Ärmel relativ kurz, so daß die Spitze am Hemdärmel gut zur Geltung kommt. Das Justaucorps hat keinen Kragen und wird bis um 1770 herum auch keinen haben. Die Rockschöße erhalten durch mehrfache Falten in der Seiten- und Rückennaht viel Weite. In der hinteren Mitte befindet sich ein Schlitz, um einerseits Reiten zu ermöglichen, andererseits damit die Spitze des Degens - den ein Herr im Alltag immer trug - dort herausschauen konnte. Der Schlitz hat oft einen rein dekorativen Knopfschluß.

Die Weste (Gilet) hatte zu dieser Zeit gewöhnlich noch lange Ärmel, die auch oft unter den Ärmeln des Justaucorps hervorlugten. Sie war faste ebenso lang wie das Justaucorps und wurde geschlossen getragen. Dabei waren, wie auch beim Justaucorps, die obersten und untersten der vom Hals bis zum Saum angebrachten Knopflöcher blind. Nur die von Brust bis Hüfte waren echte Knopflöcher.

Oberhalb der geschlossenen Knopfleiste bedeckt die Cravate die Öffnung des Gilets. Cravates, eine Art Halstuch - nicht zu verwechseln mit dem Jabot - bestanden meist aus feinem Batist, evtl. mit Spitze an den Enden, und wurden Ende des 17. Jh. gern als Steinkirke/Steenkerke getragen, also mit lose umeinandergeschlungenen Enden, die dann durch ein Knopfloch gezogen oder oben in die Weste gesteckt wurden. Der Name "Steinkirke" soll auf eine Schlacht bei einem Ort dieses Namens (im heutigen Belgien, wenn ich mich recht entsinne) zurückgehen, an der Kroaten teilnahmen - und "cravate" soll eine Verballhornung von "Kroate" sein (sagt auch Kluges Etymologisches Würterbuch).

Die Strümpfe wurden meist über den Saum der Kniehose gezogen. Die Schuhe waren um die Zehen herum eckig, hatten hoch hinaufreichende, sich verbreiternde Zungen und kleine, rein funktionelle Schnallen. Die Absätze waren teilweise recht hoch.

Am typischsten für die Männertracht jener Zeit ist aber sicherlich die riesige, über und über gelockte Perücke, Allonge genannt. Ihre Haarpracht ist dreigeteilt: Die Hauptmasse reicht bis weit auf den Rücken hinab, zwei weitere Teile hängen beiderseits bis auf die Brust. Passend zu den hohen Fontange-Frisuren der Damen wurden in den 1690ern auch die Allonges hochtoupiert.

 

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