Die Herstellung einer Riegelhaube
des 19. Jahrhunderts


Teil 3

 

Die Technik

Zuerst schneidet man die Musterteile aus der Pappe zu, die später zur Versteifung dienen wird. Die Pappteile legt man dann als Muster auf den Oberstoff und das Futter, um die Umrisse anzuzeichnen. Eine Ausnahme bildet der Haubenrand, der im Oberstoff einen anderen Schnitt (eben den zweiteiligen) hat als in Pappe und Innenfutter.

Die zu bestickenden Oberstoffteile heftet man glatt, ohne zu ziehen, im parallelen Fadenlauf auf die Unterfütterung. Die Unterfütterung muß so weit über den Oberstoff hinausragen, daß man sie in den Stickrahmen spannen kann. Deshalb braucht man je nach Stickrahmen mal mehr, mal weniger von dem Unterfütterungsstoff. Bedenke dabei, daß Haubenrand und Schleife je nach Größe des Stickrahmens evtl. einmal umgespannt werden müssen, sofern sie nicht der ganzen Länge nach in den Rahmen passen.

Hinweise zum Einspannen in den Stickrahmen sowie die Anleitung für verschiedene Techniken der Metallstickerei befinden sich auf einer eigenen Seite. Für das Stickmuster hält man sich am besten an überlieferte Motive auf erhaltenen Hauben (da werde ich noch ein paar einfügen). Male die Umrandungen der Schnitteile auf Papier, zeichne die Lage der Borten und des Querriegels über die Schleife ein und kopiere das ein paarmal, um mehrere Versuche machen und sie vergleichen zu können. Spiele so lange mit den Musterelementen herum, bis Dir das Muster gefällt. Kopiere diejenigen Musterzeichnungen, die Du verwenden wirst: Aus der Kopie kannst Du Schablonen schneiden. Male die Musterlinien dann auf dem Papier mit dem Bügelstift nach. Lege das Papier so auf die Unterseite der Unterfütterung, daß die Seite mit den Bügelstiftstrichen dem Stoff zugewandt ist, und bügle das Muster durch.

Sind alle Teile fertig bestickt, bestreicht man sie von hinten dünn mit Leim, vorzugsweise einem nicht oder zumindest nicht leicht wasserlöslichen wie Weißleim (Ponal) oder, wenn man auch im Innenleben authentisch arbeiten will, mit aus Mehl und Wasser gekochtem Leim. Das Leimen ist zwar nicht unabdingbar, aber es hat Vorteile: Der Oberstoff wird etwas versteift, so daß er sich nicht unter dem Gewicht der Stickerei verziehen kann, und die Fadenenden, die man nur schlecht vernähen kann, werden befestigt. Die drei Querborten für die Schleife und für den Riegel kann (und muß) man nach dem leimen hart an der Stickerei ausschneiden, ohne daß die Gefahr des Ausfransens besteht. Da es sich durch geleimten Stoff schlecht näht, solltest Du die Querborten auf die Schleife nähen, bevor Du selbige leimst, oder die entsprechenden Stellen auslassen.

Einlegen der Falten bei einer Haube des 18. Jh.

Das Pappteil der Schleife und des Haubenbodens muß in Falten gelegt werden, und das macht man am besten im angefeuchteten Zustand. Es ist dabei einige Vorsicht nötig, damit die Pappe nicht komplett durchbricht. Auch sollte man sich sicher sein, daß man einen Knick an der richtigen Stelle macht, denn die Pappe verzeiht es nicht, wenn man eine Falte mehrmals neu einlegen muß. Die Pappe wird mehrfach mit einer Blumenspitze besprüht oder mit einem Schwamm betupft, bis die Feuchtigkeit gut durchgezogen ist. Die Pappe darf aber nicht regelrecht naß werden!

Man legt dann bei der Schleife entlang der senkrechten Mittelline zwei Querfalten, deren äußere Faltenbrüche nach oben (d.h. in Richtung des Haubenbodens) zeigen, und zwar so, daß die Querbänder später oben auf den äußeren Faltenbrüchen zu liegen kommen. In der Mitte legt man die Falten recht scharf ein und läßt sie zu den Seiten hin allmählich auslaufen. Wie breit die fertig gefaltete Schleife in der Mitte sein soll, hängt von der Länge des gestickten Riegels ab: Dieser wird so aufgelegt, daß sein oberes Ende genau auf der Oberkante der Schleife zu liegen kommt oder sie höchstens um wenige Millimeter überragt. Gleiches gilt für das untere Ende. Um dieses Anpassungsproblem zu umgehen, kann man auch erst die Schleife fertigmachen und dann den Riegel nach dem erreichten Maß zuschneiden und besticken.

Dort, wo die Schleife nach innen umbiegt (das ist etwa da, wo im Schnitt das Dreieck beginnt), müssen die Falten völlig ausgelaufen sein. Diese Biegung nach innen wird als nächstes gemacht. Hier sollte die Pappe nicht geknickt, sondern nur sanft gebogen werden. Im Haubenboden macht man je zwei kleine Falten beiderseits der Mitte (achte auf die Symmetrie!), nach außen weisend und senkrecht nach oben auslaufend, wie im Bild rechts.

Zum Schluß glättet man die Pappe wieder, um den Futterstoff aufkleben zu können. Das macht man am besten gleich anschließend, zumindest bei der Schleife, denn gleich danach muß man die Falten wieder einlegen, und da ist es praktisch, wenn die Pappe innen noch ein wenig feucht ist. Der Futterstoff wird möglichst so angeklebt, daß der Kleber nicht durch den Futterstoff durchsuppt. Die Nahtzugaben der Futters werden um die Pappkante herumgelegt und dort festgeklebt. Es ist von Vorteil, wenn das Futter nicht ganz eng um die Papper herumgelegt wird: Dann kann man den Oberstoff am "Überhang" festnähen, ohne durch die Pappe stechen zu müssen. Nun gleich wieder die Falten in Schleife und Haubenboden einlegen, bevor der Leim ganz trocken ist.

Wenn der Leim durchgetrocknet ist, kann es weitergehen. Beim Haubenboden leg das Wollvlies auf (sofern Du ein solches benutzt) und darüber den Oberstoff. Wenn Du kein Vlies benutzt kannst Du zuerst den Oberstoff auflegen und ihn an den jeweils längeren Kanten festnähen, bevor Du die Wolle bzw. Watte zwischen die Lagen stopfst und schließlich die letzte Kante zunähst. Der Oberstoff wird, mit untergeschlagenen Zugaben, überwendlich um die Kante angenäht.

Beim Haubenrand nähe zuerst das Teil für den äußeren Rand an den äußeren Rand des gemeinsamen Pappteils (auch hier überwendlch, mit untergeschlagener Zugabe), stopfe es dann mit etwas Wolle oder Watte aus und klebe dann den inneren Rand mit etwas Zugabe entlang der Mitte des Pappteils fest. Das Oberstoff-Teil für den inneren Haubenrand wird dann mit untergeschlagener vorderer Kante festgenäht, und zwar entlang der Mittellinie des Haubenrand-Pappteils, durch die Pappe hindurch. Dann wird es ebenfalls mit Wolle/Watte ausgestopft und entlang der Innenkante des Haubenrand-Pappteils angenäht. Wie immer überwendlich etc.

Die Schleife wird mit Oberstoff belegt, ohne mit Vlies gepolstert zu werden. Die Querborten sollten schon darauf sein - wenn nicht, ist jetzt die Zeit dafür. Auch hier wieder: überwendlich, untergeschlagene Zugaben. Der Oberstoff muß in die Falten integriert werden. Entweder, indem man die Pappe vor dem Annähen des Oberstoffs noch einmal glättet, oder indem man ihn in die Falten schiebt - es kommt darauf an, was die Pappe aushält, und das kannst Du selbst am besten beurteilen.

 

Teil 4: Weiterverarbeitung